Ein Film voller Musik, Magie und Ekstase von Elke Jonigkeit
Eine Suppenschuessel ist eine Suppenschuessel. Ein Stein ist ein Stein. Aber ein Stein in einer Suppenschuessel kann ein Gott sein, ein afrikanischer Orisha, der im Verborgenen alle Anfeindungen, alle Unbill der Jahrhunderte ueberdauert hat. Die Sklavenschiffe brachten seinerzeit ja nicht nur Arbeitskraefte nach Kuba - sondern Menschen: Maenner, Frauen und Kinder mit einer faszinierenden Gedanken- und Gefuehlswelt, magischen Kulten, rhythmischen Taenzen und Gesaengen - und mit einem Himmel voller Goetter.
In diesen Zeiten hoechster Not besinnen sich immer mehr Menschen auf die Weisheiten ihrer schwarzen Vorfahren, auf deren Ueberlebensstrategien - zu denen nicht zuletzt auch ihre religioesen Vorstellungen gehoeren.
Die Trommel isst; sie schlaeft; sie singt; sie spricht. Durch sie sprechen die Goetter: Mit den Trommelschlag nimmt der Mensch Verbindung mit ihnen auf. Mit Yemaya, der Goettin des Meeres, aus der das Leben fliesst. Mit Chango, dem Gott der Trommeln - dem Herrscher ueber Sex, Rhythmus und Zeit. Mit Ochun, der Goettin der Liebe - der kubanischen Aphrodite.
Dies ist der Rahmen, in dem der Film sich bewegt. Es werden Bilder gezeigt, die absolut authentisch sind - durchdrungen von dem religioesen Trancezustand, in den die Eingeweihten bei ihren rituellen Taenzen geraten. Erst nach mehreren Aufenthalten innerhalb von vier Jahren gelang es der Autorin, den notwendigen Zugang zu dieser Glaubensgemeinschaft zu haben, um in ihrem Kreis diese Szenen mit der Kamera aufnehmen zu koennen.
Die Orishas sind allgegenwaertig: sie kreisen als Geier ueber dem Ozean, bewachen in Form eines Steins mit Augen und Mund aus Kaurismuscheln das Haus und verlangen, dass man sich taeglich um sie kuemmert, zu ihnen spricht, ihnen zu essen und zu trinken gibt. Ihnen zu Ehren veranstaltet man Feste, auf denen die Goetter von den Glaeubigen Besitz ergreifen, sie "wie Pferde reiten", ihnen Einblicke ins Jenseits gewaehren "fuer die es sich zu leben lohnt".
HAVANNA - an alte roemische Tempel, an kostbare Ausgrabungen aus der Antike, koennten die Ruinen in Havannas Strassen erinnern - waere da nicht der kubanische Alltag, gepraegt von Armut, Verfall und Lethargie.